Historischer Hintergrund

 

Der Heilige Korbinian

Der Heilige Korbinian – der Mann mit dem gepäcktragenden Bären. So ist der Patron der Erzdiözese München und Freising und der Diözese Évry in Frankreich über alle Bistumsgrenzen hinaus bekannt. Zwar basiert genau diese Darstellung ursprünglich auf einer Legende. Doch sind uns durch die Vita Corbiniani, das von Bischof Arbeo um 770 verfasste Werk, auch historische Informationen überliefert worden:

Korbinian wurde um 680 in Arpajon bei Paris geboren. Schon kurz nach seiner Geburt starb sein Vater und er wurde von seiner Mutter erzogen. Bereits in seiner Jugend wandte sich Korbinian dem religiösen Leben zu. So errichtete er im Alter von etwa 22 Jahren neben seinem Elternhaus eine Zelle, um dort als Einsiedler zu leben. Doch sein Ruf eilte weit ins Land und immer mehr Menschen suchten ihn auf, um ihn um Rat zu fragen. Korbinian fühlte sich seiner notwendigen Stille beraubt.

Aus diesem Grund machte er sich auf zu seiner ersten Pilgerreise nach Rom, um sich dem Papst anzuvertrauen. Wider sein Sträuben wurde Korbinian in Rom zum Priester und Bischof geweiht, schweren Herzens übernahm er dieses Amt und kehrte zunächst als Missionar in seine Heimat zurück.

Eine zweite Pilgerreise nach Rom um 714 führte Korbinian durch Bayern. Herzog Grimoald von Freising wollte ihn gerne als Bischof haben. Er unterstützte ihn auch bei der Missionsarbeit, die sich weit über Bayern hinaus auf die Schweiz und Norditalien erstreckte.

Unter anderem erhielt Korbinian vom Papst die Erlaubnis, ein Kloster zu gründen und von dort aus zu wirken. Von Grimoald bekam er das Gebiet des heutigen Kuens in Südtirol übertragen. Dort gründete Korbinian den Überlieferungen nach um 718 ein Stift mit Kirche. Archäologisch konnte dies indes nicht nachgewiesen werden: Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1291. Korbinian kultivierte das Gebiet, ließ Weinberge anlegen und Obstbäume pflanzen und förderte so das Wohlergehen der Menschen.

Schließlich ließ er sich um 724 in Freising nieder. Auch hier leistete Korbinian wirkungsvolle Missionsarbeit: Er errichtete u.a. eine Kirche zu Ehren von Stephanus, aus der später die Abtei Weihenstephan entstand. Auch das Verhältnis zu Herzog Grimoald war gut, bis er eines Tages die Schwagerehe Grimoalds mit seiner verwitweten Schwägerin für unrechtmäßig erklärte.

Die Rachepläne der Herzogin vertrieben Korbinian aus Freising und er suchte Zuflucht in Kuens. Nach dem Tod Grimoalds 728 wurde Korbinian vom Nachfolger des Herzogs nach Freising zurückgeholt. Dort bereitete man ihm einen begeisterten Empfang, doch war ihm nur noch eine kurze Zeit beschieden.

Nach seinem Tod setzte man, wie er es gewünscht hatte, zunächst seine Gebeine in Kuens bei. 765 erfolgte dann deren Überführung nach Freising, veranlasst von Bischof Arbeo. Im Andenken an die Rücküberführung der Reliquien nach Freising wird alljährlich am 20. November das Korbiniansfest gefeiert. Der Gedenktag des Heiligen Korbinian wurde auf den 8. September gelegt, da an diesem Tag im Jahr 728 sein Todestag vermutet wird.

Neben der Überlieferung durch Bischof Arbeo haben sich auch zahlreiche Legenden um den Heiligen Korbinian verbreitet. So habe auf einer der Pilgerreisen nach Rom bei einer nächtlichen Rast ein Bär das Pferd gerissen, das die Lasten der Reisenden getragen hatte. Daraufhin habe Korbinian den Bären gezwungen, das Gepäck nach Rom zu tragen. Aufgrund dieser Geschichte wurde der Bär das Attribut des Heiligen Korbinian und daher auch im Stadtwappen von Freising verankert.

Eine weitere Legende ist in der Zeit des Aufenthalts Korbinians in Kuens angesiedelt: Dem Kloster wurde eines Tages ein Fässchen Wein geschenkt. Da der Wein aber noch gärte, flog in der Nacht der Zapfen mit lautem Knall aus dem Fass, so dass der Wein eigentlich hätte aus dem Fass fließen müssen. Doch am nächsten Morgen staunten die Klosterbrüder: Der Wein war trotz des geöffneten Loches nicht ausgelaufen.